Freitag, September 16, 2016

Historische Absonderlichkeiten




Historische Absonderlichkeiten



Im neuen Heft 2016 der Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik





Hier einige Leseproben aus:




  • Georg Herbstritt: Selbstdarstellung und Fremdwahrnehmung. Eine Begegnung von Stasi- und Securitateoffizieren im Herbst 1973 im Spiegel ihrer gegensätzlichen Gesprächsnotizen

"Vorgestellt werden zwei Geheimdienstberichte aus dem Herbst 1973. Den einen verfasste ein Offizier der rumänischen Securitate, Dumitru Dănău, den anderen ein Offizier des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR, Werner Kamilli. Beide Berichte handeln vom selben Ereignis, nämlich von einer Besprechung zwischen Geheimdienstoffizieren beider Seiten. Die Besprechung fand am 27. und 28. September 1973 in Bukarest statt. Rückblickend kommt ihr ein besonderer Stellenwert zu: es ist die letzte Arbeitsbesprechung über die letzte gemeinsame Aktion beider Staatssicherheitsdienste, die bislang bekannt ist. Und einiges spricht dafür, dass es tatsächlich die letzte Begegnung dieser Art gewesen ist." - Weiter in der Printausgabe der Halbjahresschrift.



  • Karl-Heinz Gräfe: Ukraine - Nationalität, Nation und Staatsbildung bis 2014 (II)
[...] Die Militärinterventionen Frankreichs  und Großbritanniens  (130 000 Mann) seit November 1918 gegen die Ukrainische  Räterepublik  und die mit ihr verbündete  RSFSR wurde unterstützt von den weißen Truppen Denikins (250 000), sowie der beiden bürgerlichen Ukrainischen Volksrepubliken  UNR und ZUNR (100 000 Mann). So wurde das ukrainische  Siedlungsgebiet erneut  blutiger  Kriegsschauplatz.  Die Streitkräfte  Sowjetrusslands  und der Sowjetukraine  ero- berten  aber bis 1920  nahezu  die gesamte  Ostukraine  (außer  Gouvernement  Volynien)  wieder zurück.[...]  Den gesamten Text finden Sie in der Halbjahresschrift



  • Marina Schmieder: Der Landwirt und Politiker Fritz Dittloff (1994-1954): vom Direktor der landwirtschaftlichen Reichskonzession Drusag in der Sowjetunion zum Abgeordneten des Niedersächsischen Landtags. 
[...] Zum Gedenken an Fritz Dittloff schrieb 1954 sein langjähriger Mitarbeiter und landwirtschaftlicher Attaché der Deutschen Botschaft Moskau (DBM) Otto Schiller: „Dittloff hat in den deutsch-sowjetischen Beziehungen der Weimarer Republik eine bedeutende Rolle gespielt.“ Diese Charakteristik und die Tatsache, dass Dittloff den bankrotten deutschen Agrarbetrieb Drusag in der Sowjetunion in eine Musterwirtschaft verwandelte, ist Anlass genug, sich mit der Biographie des tüchtigen deutschen Landwirts und Kaufmanns zu befassen. Jedoch hatte Dittloff nicht nur ein lobenswertes Berufsleben, sondern auch eine kompromittierende Parteivergangenheit. Deshalb werden im Folgenden nicht nur sein beruflicher Werdegang und seine Rolle beim Ausbau der Drusag einer Betrachtung unterzogen bzw. sein Handeln in einem sowjetischen Umfeld erklärt, sondern es wird auch auf sein politisches Engagement während der NS- und der Nachkriegszeit hingedeutet.[...] - Den ganzen Beitrag finden Sie in der Halbjahresschrift



  • Karl Gutzkow: Die Nihilisten. Erzählung


Der Aktualitätswert seines Werkes ist angesichts eines um sich greifenden Neokonservatismus kaum zu unterschätzen. Gerade die 1852 in seiner Zeitschrift „Unterhaltungen am häuslichen Herd” erstmals veröffentlichte Erzählung „Die Nihilisten” (als Einzelpublikation 1853) – aus der wir das 3. Kapitel abdrucken – liest sich heute wie eine Gegenschrift zu den antiemanzipatorischen und antifeministischen Ausführungen von Fahnenträgern des neuen Zeitgeistes à la Birgit Kelle (Verfasserin des Buches „Dann mach doch die Bluse zu“, 2013)...

  • Ana Donţu: Bildfenster 25. Gedichte



  • Klaus Popa: Das Sonderkommando „R“ der „Volksdeutschen Mittelstelle“ der SS in Transnistrien 1941-1944
[...] Nach vollständiger Erfassung der „Volksdeutschen“ in Transnistrien, führt der „Stabsbefehl Nr. 101“ vom 10. April in 18 BKs Transnistriens die Zahl von „knapp 135.000“ an.  Die „Zusammenstellung der erfassten Volksdeutschen im Reichskommissariat Ukraine, Transnistrien und Heeresgebiet“  gibt 130.866 Volksdeutsche an, welche Zahl sich aus 33.090 Männern und 47.032 Frauen und 50.744 Kindern zusammensetzt. Es fällt der Kinderreichtum auf. Die „Anlage 2 zum Stabsbefehl Nr. 112“ vom 8. Juli 1943, welche eine Aufstellung der BKs und Ortschaften nach Präfekturen, und die jeweilige Zahl der Volksdeutschen auflistet, weist eine Gesamtzahl von 129.902 Personen auf.  Der „Monatsbericht Februar 1944 – Amt VII“ der VOMI erwähnt eine Zahl von 135.000 Transnistriendeutschen, die eventuell rückgeführt werden müssen.  Eine weitere, allerdings niedrigere Zahl der „Volksdeutschen“ aus Transnistrien, bringt ein „Aktenvermerk“ der VoMi vom 19. April 1944, wo festgestellt wird, dass von 128.949 Transnistriendeutschen 116.434 der Kategorie I zugezählt werden konnten. 12.515 gehörten der Kategorie II, nur 3.470 der Kategorie III an. Von den letzteren lebte fast die Hälfte in der Stadt Odessa. Außerdem seien von 31.953 Ehen nur 1.534 Mischehen. [...] - Weiterlesen in der gedruckten Ausgabe der HJS, 1-2, 2016.



  • Boris Blahak: Hus und Beneš am Eisernenen Vorhang. Zur Synchronisierung von historischer Hussitenangst und            erlebter Zwangsmigration in der ostbayerischen Grenzregion der frühen 1950er Jahren
[...] „Das Festspiel, wenn es seinen Namen verdient, ist Propaganda-Literatur. Davon muss man ausgehen. Alles andere wäre Augenwischerei. Wenn wir uns an dem Begriff Propa-ganda-Literatur stossen [!], ist das unser Problem.“  Diese Feststellung des schweizer Literaturwissenschaftlers Peter von Matt stellt die Gattung Festspiel in den gleichen ästhetischen Problemzusammenhang, dem jede Literatur ausgesetzt ist, die in politisch unruhigen Zeiten mit dem Ziel einer kollektiven Willensbildung funktionalisiert wird. Zur unabdingbaren thematischen Struktur des Festspiels gehört dabei, dass sich seine Handlung stets auf zwei Ebenen bewegt, die logisch aufeinander bezogen sind: Auf einer diachronischen Ebene erkennt man, wie ,wir‘ zu dem wurden, was ,wir‘ jetzt sind. Auf einer synchronischen Ebene wird deutlich, was ,wir‘ jetzt sind, davon aber selektiv nur das, was eine Beziehung zu dem aufweist, was ,wir‘ wollen. Im Zuge dieser kollektiven Willensbildung wird die diachronische Ebene gleichsam in die Zukunft hinein verlängert. Die strukturellen Positionen ,so wurden wir‘, ,so sind wir‘, ,das wollen wir‘ sind dabei ineinander verzahnt und determinieren die Auswahl des Dargestellten. [...] - Der gesamte Beitrag kann in unserer Printausgabe gelesen werden.



  • Johann Böhm: Glanzpunkte der NS-Bewegung innerhalb der deutschen Volksgruppe in Rumänien von 1933 bis 1944

[...] Die emotionale Einbindung in eine verschworene Gemeinschaft wie bei der „Einsatz-Staffel“ , der Konformitätsdruck, der von den Gruppenmitgliedern ausging, stärkte den inneren Zusammenhalt und die Kameraderie der „Einsatz-Staffel“. In Schulungen wurde immer wieder betont, dass es keine echte Gemeinschaft gebe, die nicht eine Gemeinschaft des Blutes zur Voraussetzung habe. Und es gebe auch keine andere Freiheit des Geistes als die, die dem Einzelnen seine Entfaltung innerhalb der ihm zugehörigen Blutsgemeinschaft sichere.  Am 20. April 1941 verfügte der Führer der „Einsatz-Staffel“, Erich Müller, dass jeder Angehörige der „Einsatz-Staffel“ vor der Eheschließung eine Heiratsgenehmigung der Führung der „Einsatz-Staffel“ einzuholen habe. In der Verordnung hieß es:
„Jeder Mann der Einsatzstaffel muss eingedenk sein, dass er als Träger wertvollen Blutes nur eine Trägerin wertvollen Blutes heiraten darf, um in seiner Ehe durch zahlreichen Nachwuchs den Bestand des deutschen Blutes zu sichern.“ [...] - Der vollständige Beitrag kann in der Printausgabe der Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik, Heft 1-2, 2016, gelesen werden. 



  • William Totok: Ambivalente Lebensläufe. Securitateoffiziere zwischen Verklärung und Sachlichkeit (1)
[Martin Schnellbach] "ist mit der Genannten Haidu Rozalia [richtig: Hajdu Rosalia  – Anm. W.T.] verheiratet, von Beruf Kindergärtnerin, die früher Mitglied der DJ  war, der Organisation der faschistischen Jugend, ihr damaliger Bekanntenkreis bestand aus faschistischen Elementen." 
Das 1952 verfasste "Referat der Generaldirektion der Staatssicherheit des Innenministeriums", aus dem das Zitat stammt, sowie weitere Dokumente und eine biografische Skizze des rumäniendeutschen Securitategenerals Martin Schnellbach sind in der gedruckten Ausgabe der HJS veröffentlicht



  • Klaus  Popa: Berichte von Pfarrern der evangelischen Landeskirche A.B. in Rumänien aus Transnistrien und aus dem Generalgouvernement 1942-1944. II. Folge
Bericht des Pfarrers J. Kaunert aus Kleinschenk

Transnistrienbericht 1942, 2. Hj.
Sr. Hochwürden
Herrn Bischof W. Staedel
Hermannstadt
betrifft: Bericht über die Tätigkeit in Transnistrien

Ew. Hochwürden !

[...]

Der große Zulauf der Sekten hat meiner Meinung nach aufgehört. Ihre Stärke war ihr unge-ordnetes Gemeindeleben; während die Pastoren erschlagen und verbannt wurden, blieb die Gemeinde ohne Führer und Hirten. Die Sekten hingegen konnten so nicht von den Bolschewiken getroffen werden, da sie solche Führer nur in Odessa hatten, sonst aber irgend jemand denselben Dienst tat. Nun aber die Kirche wieder ihre Pastoren hat, fällt manches zurück. -
Ein anderer Grund des Verlustes bei den Sekten ist ihre Weltabgeschiedenheit und als Folge ihr sich Abwenden von der "Welt" und die Jugend ist nun hier schwer zu fassen. -
Es ist nun nicht zu leugnen, daß sich solche Momente auch in der lutherischen Gemeinde bemerkbar machen. So erlebte ich es, daß ein Mann die Befürchtung aussprach, daß der Antichrist nahe sei und von Deutschland käme. Ich konnte hier darauf hinweisen, daß dieser wohl in Moskau eher zu finden sei in Stalin. -

An Sekten habe ich noch gefunden die Evangelisten, Sabbathaner und Fußwascher. - Bei den zwei letzten wäre es zu empfehlen die Staatsgewalt in Anspruch zu nehmen. [...] Weiterlesen in der gedruckten Ausgabe der HJS.





"Diese Absonderlichkeiten zu benennen ist wichtig, sie zu beschreiben ist schon schwieriger und sie zu erklären/begründen wird nicht immer von Erfolg gekrönt."
Ralf Sudrigian, "Was sind historische Absonderlichkeiten?", in: ADZ, 27. 11. 2016



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Aktualisiert: 30.11. 2016